Feb 052012
 

Am Ende meines letzten Posts habe ich angekündigt, einen Überblick über die vielen unterschiedlichen Positionen oder Blickwinkel zu geben, von denen aus ich hier in meinem Blog argumentiere. Ich habe damit begonnen, aber bald festgestellt, dass mir die Sache zu abstrakt geworden ist, dass sie zu wenig mit meinen eigenen Gedanken und Standpunkten zu tun hatte. Ich verschiebe deshalb das Unternehmen auf später (vielleicht auf sehr viel später). Stattdessen möchte ich ein wenig von meinen eigenen, persönlichen Gedanken sichtbar machen und beginne mit einem Text, den ich vor langer Zeit geschrieben habe.

Er behandelt die Frage: Warum nicht einfach tun, was gut und richtig ist? Wenn ich es z.B.  christlich formuliere: Warum nicht einfach z.B. nach dem Gesetz der Nächstenliebe handeln?

Der moralische Imperativ

Irgendwann im Leben habe gelernt, irgendwelchen flammenden Aufrufen zum Guten meine eigenen kleinen Fragen entgegen zu setzen. Der Entschluß, richtig zu leben, z.B. nach der Predigt Jesu oder der von attac oder von irgend jemand anderem, muss einen Sinn haben, eine unmittelbare Verbindung zu meinem eigenen kleinen Leben innerhalb der kurzen Zeit, die mir auf dieser Erde vergönnt ist. Ich frage mich ja: „Was ist los? Warum bin ich nicht zufrieden mit der Art, wie ich lebe und auch nicht mit den Freuden und Belohnungen, die mir die Gesellschaft verspricht. Warum funktioniert nichts so richtig, wenn ich es wirklich besser machen will? Wie soll ich leben? Was soll ich tun?“

Und natürlich wird mir jetzt jemand antworten: „Schau nicht auf dich selbst, du alter Jammerlappen, schau in die Welt, schau auf die Armen, auf die Unglücklichen und Verfolgten, auf ihr Leben in den dunklen Tälern zwischen den sonnigen Höhen, auf denen die Reichen und Mächtigen sitzen! Und bist du nicht selbst auch ein Profiteur dieser Verhältnisse? Wärst du denn nicht auch glücklicher, wenn es anders wäre? Und musst du deshalb nicht einfach vorwärts marschieren in die richtige Richtung, auch wenn dabei kein messbarer Erfolg in Sichtweite kommt?“

Die moralischen Geschütze, die hier aufgefahren werden, sind von solchem Kaliber, dass es als meine Pflicht erscheint, zu antworten: „Jawohl, hier bin ich, was soll ich tun?“

Ich will keine Orden

Ich wehre mich aber, ich will nicht sofort die Fahne des moralischen Heldentums ergreifen, die mir da in die Hand gedrückt wird. Angenommen, jemand würde mit solchen anfeuernden Reden auf micht zutreten, und sei es Jesus Christus selbst, so würde ich zurückfragen: „Aber, trotzdem, was hat das alles mit mir zu tun?

Du verlangst von mir, dass ich für etwas kämpfe, z.B. für dein Gottesreicht, das nie war und nie sein wird. Warum sollte ich das tun? Du gibst vor, die Menschen zu lieben und aus Liebe zu ihnen rufst du zu einer Art von moralischem Kreuzzug auf. Gut, wenn da so ist, dann schau dir diesen einen Menschen an, zu dem zu gerade redest, schau mich an. Wenn du das tust, hast du mir irgend etwas zu sagen, bevor du mich in den Kampf schickst? Irgend etwas, das mit mir selbst zu tun hat anstatt mit deinen großen Zielen? Das einzige, was du mir anbietest, ist das Gefühl, ein guter Mensch zu sein und kein Feigling oder Schwein. Vielen Dank, diesen bescheuerten Orden kannst du für dich behalten.

Wenn ich mir nämlich das Ding erst mal um den Hals gehängt habe, dann heißt das für dich, dass du mich vergessen kannst, dass du dich um mich in Wirklichkeit einen Dreck kümmerst, dass das einzige, was dich an mir interessiert, die Frage ist, was ich für dich und deine Sache tun kann.

Also warum?

Mächte, denen ich selbst egal bin und die nur meine Kraft und einen Teil meines Lebens wollen, gibt es zu Genüge in dieser Welt, die du angeblich zum Besseren ändern willst. Ich sage dir aber: Wenn du mein Leben hier und jetzt gering achtest, dann wirst du auch das Leben der Menschen in deiner großen Zukunft gering achten und dann ist deine große Zukunft nichts wert. Also, ich wiederhole meine Frage: Warum sollte ich für deine Ziele kämpfen? Was hat das alles mit meinem eigenen Leben hier und jetzt zu tun?“


Der nächste Post trägt den Titel „Jesus lebt und wohnt auf Kolob“. Darin schreibe ich über das Problem der  Mormonen, die sich als Christen bezeichnen.
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