Jul 092013
 

Ich habe meinen Blog in letzter Zeit schändlich vernachlässigt. Das hat aber auch einen guten Grund: Beim Verfassen meines Buches bin ich im Moment an einer Ecke angekommen, die sich als äußerst knifflig erwiesen hat.

Meine toten Posts

In dem Verzeichnis gott/blog auf meinem Rechner liegen ein paar hoffnungsvoll angefangene Posts von mir herum. Nach ein oder zwei Stunden des Hinarbeitens an diese Texte habe ich es dann jeweils aufgegeben, der organische Computer zwischen meinen Ohren hat im Moment einfach keine Kapazitäten frei, sondern knabbert ununterbrochen an dem großen Problem herum, das ich im Moment zu lösen habe.

Ich kenne das sehr gut von mir: Wenn ich glasigen Blicks herumtapse und mich von einer Sekunde auf die andere nicht mehr darauf besinnen kann, wo dieses Teil ist, was ich gerade in der Hand hatte oder, noch schlimmer, mich frage, was dieses Teil eigentlich war und was ich damit wollte, dann weiß ich, dass tief in meinem Inneren die Grübel­zentrale alle Rechenleistung an sich gezogen hat, die es in meinem Gehirn beschlag­nahmen konnte. Für den Alltag bleibt da wenig übrig, vermutlich bin ich da auf einem IQ von ungefähr 63.

Das Kreuz mit dem Kreuz

Und dabei war mir zu diesem Thema schon lange eigentlich alles klar, ich hatte die Rolle des Kreuzes in der christlichen Lehre doch ziemlich gut auseinander klamüsert.

Tja. Leider habe ich noch nie auf die Stimme der Vernunft in meinem Inneren gehört, wenn sie mir zuflüsterte, dass man eine Lösung, die gut genug ist, nicht unbedingt verbessern und bis in die letzten Winkel perfektionieren muss. Nein, das ist nichts für Eric Djebe, da muss man doch noch ein Stück tiefer graben. Und dann hockt man am Rande des gebuddelten Lochs und zerbricht sich verzweifelt den Kopf, was denn da schon wieder heraus gekommen ist. In solchen Momenten wünscht man sich einen Job als Eisverkäufer. Mit nicht allzu vielen Sorten bitte.

Sechs Bälle

Ich hatte bisher einen Aspekt des Ganzen gut im Griff: Jesus als Archetyp des Menschen und die Rollen, die Kreuz und Auferstehung dabei spielten. Das war ein einzelner Ball und mit einem einzelnen Ball kann ich ganz gut jonglieren.

Das war übrigens ironisch gemeint, ich kann nicht jonglieren. Ich habe eine Zeit daran gearbeitet, aber ich schaffe noch nicht einmal zwei Bälle einigermaßen flüssig. Und bei diesem Thema wurden es auf einmal mehr und mehr Bälle, ich bin jetzt bei sechs angelangt.

Drei Polaritäten

Diese sechs Bälle oder Teilthemen lassen sich in drei Polaritäten aufteilen:

  • Das Gegenüber von Kreuz (a) und Auferstehung (b)
  • Jesus als (c) allgemeiner Archetyp des Menschen und (d) spezieller Bezugspunkt der frühchristlichen Gemeinde
  • Der Kreuzestod als (e) Gehorsam Jesu gegenüber dem Vater – Gott – und (f) Geschenk Gottes an die Menschen

Der Problematiken hier sind viele. Nur ein Beispiel:

Wie geht das alles zusammen?

Sehr oft wird die Auferstehung (was sich auch immer jeweils dahinter verbirgt) einfach als Anullierung des Kreuzestodes mit Überschuss aufgefasst. Wenn das Kreuz ein Minus von 1000 auf dem göttlichen Konto war, so geschah dann in der Auferstehung eine spirituelle Überweisung von 2000, so dass das Ganze danach 1000 im Plus war.

Dass das so nicht funktioniert, zeigt bereits die Darlegung des Paulus, in der er diese beiden Ereignisse spirituell ganz unterschiedlichen Kategorien zuordnete: Das Kreuz dem Glauben und die Auferstehung der Hoffnung.

Es ist kein Wunder, dass viele Profis die frühchristlichen Ideen als „Wolke von Theologien“ bezeichnet haben mit dem deutlichen Unterton, dass sich die alle einfach nicht auf einen Nenner bringen lassen. Ich bin mir aber aufgrund jahrzehntelanger Arbeit sicher, dass sich das alles zu einem organischen Ganzen zusammenfügen lässt – und Organismen sind nun einmal komplex. Ein Mensch ist keine Wolke von Organen, auch wenn er Herz, Lungen, Leber, Milz usw. in sich trägt.

Später mehr?

Ich stelle fest, dass mir dieser Post tatsächlich Spaß gemacht hat. Vielleicht werde ich in Zukunft öfters solche Werkstattberichte bringen. Die sind für einige Leser vielleicht sogar etwas kurzweiliger als meine durchgefriemelten Großposts.

In diesem Sinne vielleicht bis bald.

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