Dez 242011
 

Das Lukasevangelium mit der Geschichte von der Geburt Jesu im Stall hat in der allgemeinen Vorstellung von Weihnachten eine absolute Monopolstellung. Das war nicht immer so. In den Anfängen des Christentums war das Fest der Erscheinung Christi, also „Heiligdreikönig“ das wichtigere. Die entsprechende Erzählung stammt aus dem Evangelium des Matthäus und berichtet von den weisen Männern aus dem Morgenland, die die Ankündigung von Jesu Geburt aus den Sternen lasen und kamen, um ihn anzubeten. Das war für die frühen Christen das entscheidende Fakt: Die Erscheinung Jesu vor der Welt.

Nun lassen sich bei Bedarf Lukas und Matthäus problemlos hintereinander schalten: Zuerst die Geburt im Stall und dann der Besuch der Weisen, inzwischen zu Königen befördert und auf  3 Mann festgelegt, 3 wegen ihrer Gaben von Gold, Weihrauch und Myrrhe. Was nicht so leicht auf einen Nenner zu bringen ist, ist die jeweilige Vorgeschichte.

Abraham zeugte Jakob

Bei Matthäus steht die sehr lange Aufzählung einer Ahnenreihe von Abraham bis zu Josef. Sie beginnt mit „Abraham zeugte Isaak, Isaak zeugte Jakob“ und nach einem ganzen Kapitel voll „zeugte“ landet man schließlich bei Josef, dem Mann Mariens. Sinn dieser Dokumentation ist offensichtlich die Legitimierung von Jesus Christus als Nachkommen Abrahams und Vollender der jüdischen Tradition, in der er so fest verankert ist. Bei Lukas hingegen wird Jesus direkt vom Heiligen Geist gezeugt und die Jungfrau Maria empfängt ihn, die „noch keinen Mann gekannt hat“. Es ist klar, dass so die ganze lange Zeugungsliste bei Matthäus ins Leere läuft, weil dieser Josef, der da so hergeleitet wird, nur als Statist um die Krippe herumsteht, aber seine Legitimation als Nachkomme Abrahams nicht auf Jesus übertragen kann.

Ich selbst empfinde die Verbindung der beiden Erzählungen als poetisch und spirituell sinnvoll. Dieses Nebeneinander drückt zweierlei aus: Erstens die „Zeugung“ des Christentums durch den altjüdischen Monotheismus,es ist im gewissen Sinn eine folgerichtige Herleitung. Und andererseits die Tatsache, dass es aus der Vision eines einzelnen Menschen außerhalb jeder Wahrscheinlichkeit entsprungen ist, kein Produkt einer patriarchalischen Ahnenreihe, sondern ein freies und von allem unabhängiges Geschenk an die Menschheit.

Weihnachten

So weit an diesem Morgen vor dem Weihnachtstag,. Ich lasse die Poesie stehen und verschiebe den zweiten Teil dieses Posts, die Auseinandersetzung mit dem Dogma, auf nachher.

Ich wünsche allen ein schönes Fest, Freude und Lichter in dieser dunklen Jahreszeit!

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