Heute ist nun der große Tag, an dem ich der Welt das Symbolon enthülle. Aus irgend einem mir unbegreiflichen Grunde ist dazu keine Blaskapelle vor meiner Haustür aufmarschiert und auch der Bundespräsident hat sich nicht blicken lassen. Na ja, selber schuld.
OK, los geht’s. Es wird ein kurzer Überblick über das Ganze werden, die einzelnen Punkte werde ich dann in den nächsten Posts ausführlich besprechen.
Zunächst einmal das Ganze, die Form mit den einzelnen Punkten (ich sage jetzt doch lieber „Punkt“ statt „Nexus“):
Es gibt keinen vorgeschriebenen „Einstieg“ in das Symbolon, aber am natürlichsten ist es, wenn ich es von oben nach unten lese. Die historische Art, in der es entstanden sind, in der der christliche Glaube entstanden ist, folgte diesem Weg:
Nacheinander sind die einzelnen Punkte:
Der E-Punkt (Ego)
Dies ist der Ausgangspunkt, das Problem des Menschen, wie das Christentum es sieht. Es ist mehr als eine Spielerei, wenn ich jedem von diesen Punkten den gleichen meditativen Satz mitgebe, nur jeweils anders betont:
Wenn ich die Anfangsbuchstaben der fett gedruckten Worte nehme, ergibt das die Kurzform Nma.
Nichts mit großem N bedeutet jeweils das Nichts. Ausführlicher bedeutet dieser Satz also, dass das Nichts Macht über mich und dass alles Macht über mich hat.
Das bin ich oder vielmehr „ich“ in Anführungszeichen. Die moderne Hirnforschung hat ja hinlänglich gezeigt, wie schwankend, wie illusorisch der Teil unseres Geistes ist, den wir mit diesem Namen bezeichnen und dass es mit seiner stolzen Autonomie nicht weit her ist; es ist ja sogar Mode, unseren freien Willen anzuzweifeln.
Das Christentum ist da konkreter, es geht die Programme an, die unser Weltbild und unser Handeln steuern (siehe dazu mein letzter Post). Ausgangspunkt seines Kampfes ist aber diese Selbsterkenntnis: Ich werde gesteuert durch einen Komplex von Einflüssen, der, genau betrachtet, nichts wert ist, nichtig ist. Oder auch: Alles hat Einfluss hat auf mich, jedes beliebige kann von mir, von meinem Handeln und Denken Besitz ergreifen. (Hier wie in den folgenden Punkten wird es die Aufgabe sein, diesen Sachverhalt umzusetzen in eine neue innere Sicht.)
Der S-Punkt (Schaddai)
Wie geht es weiter von diesem Start, dem E-Punkt? Die Form des Symbolons zeigt, dass der erste Weg zu jedem Punkt der mittleren Ebene führen kann, zu A, S oder X. Der mittlere hat den Vorzug, dass er den historischen Ausgangspunkt des Christentums darstellt, den starken Monotheismus des nachexilischen Judentums. Und die augenblickliche Schwäche des Christentums kommt, wie ich glaube, auch daher, dass es diesen Ausgangspunkt vernachlässigt und überspringt. Nun der Satz in neuer Form:
Die Kurzform lautet demnach: nmA. (Alles mit großem A zeigt jeweils in die Richtung dessen, was die Christen Gott nennen, dazu gleich mehr).
Dieser Punkt des Symbolons greift die festen Weltbilder an, von denen ich gesprochen habe, die Weltbilder, die uns programmieren und steuern: Wir handeln so und so, weil eben die Welt so und so ist und wir deswegen gar nicht anders können und die Welt ist so und so aus dem und dem Grund. Das ist uns beigebracht worden oder haben wir uns selbst so zurechtgelegt. Aber nichts hat die Macht, die tatsächliche Welt tatsächlich so hinzubiegen, wie sie angeblich sein soll. Ich lasse mich vielleicht so hinbiegen, dass ich das glaube, aber niemals Alles. Das ist eine mächtige Erkenntnis und der Ansatzpunkt, um mein Leben zu ändern.
Schaddai ist deshalb der Namenspatron dieses Punktes, weil Gott im Buche Hiob so genannt wird, dem Buch, das wie kein anderes die spirituelle Bedeutung eines einzigen,personalen, unbeschränkt mächtigen Gottes aufzeigt, der höchsten Form, dieses Alles zu verstehen.
Der A-Punkt (Abba)
Der Satz wandelt sich zu nMA:
Dahinter steht die Verheißung der Evangelien, die Verheißung des Gottesreiches. Der S-Punkt zeigt mir, dass meine Voraussetzungen über die Welt ziemlich hohl und nichtig sind und damit auch die abstrakte Möglichkeit, anders zu handeln, anders zu leben. Der A-Punkt stellt mir diese Möglichkeit real, greifbar vor Augen, bezieht sie auf Mich persönlich: Ja, die ganze Welt kann ganz anders sein, ich kann ganz anders leben als jetzt. Diese Idee konkretisiert sich als Vision einer unmittelbar bevorstehenden Zukunft, die Zukunft des Gottesreiches. Glaube daran, dass es kommt und handle jetzt so, wie es dieser Wirklichkeit entspricht.
Und Abba ist natürlich die Art, wie Jesus, der Prophet dieses Reiches, Gott anspricht: Als Papa, als persönlich zugewandter Vater.
Der X-Punkt (Christus)
Die nächste Abwandlung (NMA):
Dies ist der Skandal, von dem Paulus spricht, der Skandal des Kreuzes. Er hat die Erkenntnis der ersten Christen aufgearbeitet: Der schmähliche Tod, den Jesus, der Prophet des Gottesreiches, erlitten hat, hat eine tiefe spirituelle Bedeutung. Durch diesen Schritt ist er aufgenommen in eine enge Gemeinschaft mit dem Abba seiner Predigt, er vervollständigt diese helle Vision, er verkörpert die dunkle, beschädigte Seite des menschlichen Lebens, die aber hineingenommen wird in die Gesamtsicht, die Gesamtlösung des Symbolons. Der Name des Propheten Jesus unter diesem Aspekt ist Christus, der erste Buchstabe dieses griechischen Wortes ist „Chi“, geschrieben „X“.
Der P-Punkt (Pneuma, Paraklet)
Kürzel nma:
Dies ist der letzte, rätselhafte Punkt, in der christlichen Sprechweise der Heilige Geist (griechisch pneuma, Atem und ich nenne ihn auf Deutsch auch lieber so, oder paraklet, Tröster). Der Atem, das bezeichnet einen geistigen Zustand, der von außen kommt, den ich als Nicht-Ich empfinde, in dem nichts, Macht, ich und alles seine Bedeutung verloren und gerade dadurch gefunden hat. Aber der Weg dorthin führt über die vorigen Punkte, erst wenn ich sie alle vergessen oder vielmehr alle gleichzeitig verstanden habe, komme ich hierher. Oder er war schon immer von Anfang an dabei. Für Zen-Kenner: Hat was mit satori zu tun, ist aber mehr.
Noch einmal zum Schluss …
… die Figur mit den entsprechenden Kürzeln:
In den nächsten Posts werde ich die verschiedenen Punkte und vor allem die Wege zwischen ihnen näher besprechen. Außerdem ich dazu eine Übung vorstellen, mit der diese Gedanken im Bewusstsein verankert werden.
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