Feb 022012
 

Auf dem von mir gern gelesenen Blog Hinter-Gründe hat ein User den Kommentar hinterlassen:

Religionen indoktrinieren die Menschen von klein auf, Religionen sind ein Übel.

Es handelt sich hier um eine Geisteshaltung, die ich den Südkurven-Atheismus nennen würde: Einfache Freund- und Feindbilder und Schlachtgesänge mit einem leicht prolligen Touch. Trotzdem lohnt es sich oft, derartige Aussagen ernst zu nehmen.

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Jan 252012
 

Der Titel ist leider ein Etikettenschwindel, er suggeriert nämlich, dass ich laufend zu solchen Events eingeladen werde, wo man Rotwein und Schnittchen abgreifen kann und sich selbst ganz toll findet, weil man dauernd so kluge Sachen sagt. Leider entspricht das nicht so ganz der Wahrheit, obwohl ich bei solchen Gelegenheiten immer sehr repräsentativ wirke (Wink mit dem Zaunpfahl. Einladungen jederzeit als Kommentar zu diesem Post).

Natürlich komme ich auch dabei immer auf meine Lieblingsthemen zu sprechen. Das kommt ganz von selbst, wenn ich gefragt werde, was ich so mache und ich dann von diesem Blog erzähle. Die Leute bekommen dann immer sofort etwas glasige Augen und erwarten, dass es jetzt gleich furchtbar langweilig wird, weil zu diesen Themen sowieso schon alles gesagt ist. Wie erklärt man also z.B. einem Verlagslektor, dass es da noch jede Menge offener Fragen gibt?

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Jan 222012
 

Ein auf Youtube höchst populärer Ausschnitt aus der US-Soap „Boston Legal“. Der Anwalt Alan Shore argumentiert gegen die Wertschätzung von Religion: „Wann hat Religion überhaupt so einen guten Ruf bekommen? Seien es die Kreuzzüge, die Unruhen in Nordirland, Massenmorde angeblich im Namen von Allah und dann natürlich jeweils der unvermeidbare Gegenschlag. Hunderte von Millionen von Menschen sind in religiösen Konflikten gestorben.“

Ja, und? Vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber hat es denn die Kreuzzüge nicht gegeben? Und den Dreißigjährigen und all die anderen Kriege im Namen der Religion? Sicher, die gab es. Gegenfrage: Was folgt daraus? Antwort: Gar nichts. Continue reading »

Jan 192012
 

Der Meister sprach: „Die Leute sagen alle: ‚Wir sind klug.‘ Doch gejagt und in einem Netz, einer Falle, einer Grube gefangen, wissen sie nicht zu entfliehen. Die Leute sagen alle: ‚Wir sind klug.‘ Doch haben sie sich ein einziges Mal für den Weg der Mitte entschieden, vermögen sie nicht, ihn auch nur einen Monat zu beschreiten.(Spruch des Konfuzius)
Die bornierte und grundlos selbstzufriedene Art, die Konfuzius hier beschreibt, hat es zu allen Zeiten gegeben. Trotzdem kann ich in Rage geraten, wenn ich täglich mit ihrer heutigen Ausprägung konfrontiert werde: Auf der einen Seite die stillschweigende Überzeugung, so intelligent, demokratisch, offen, informiert usw. usf. zu handeln, wie keine der Generationen vor uns. Und deshalb müssen wir uns auch nicht groß um deren  verschrobene und unwissenschaftliche Überzeugungen kümmern.
Auf der anderen Seite die tägliche Evidenz, wie jämmerlich schwach, wie bis in die letzte Faser absolut willenlos wir uns in die verbrecherischen und dummen Programme unseres Gesamtsystems einfügen und nach ihnen handeln. Siehe ein Hymnus, der vor wenigen Tagen in der Süddeutschen Zeitung (vom 5./6. Januar) auf ein Projekt in den demnächst überschwemmten Malediven gehalten wurde.

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Jan 182012
 

Es ist äußerst relevant, wie das Christentum in der laufenden Trivialliteratur und vor allem in den Bestsellern dargestellt wird. Hier werden ja die Erwartungen und Vorurteile einer breiten Leserschaft bedient und der Erfolg solcher Bücher spiegelt das allgemeine Denken besser wieder als schematische Umfragen à la „Glauben Sie an ein Leben nach dem Tode?“

Ein breiter und nicht enden wollender Strom von Taschenbüchern richtet sich nach dem Schema, das Dan Brown in seinem „Da Vinci Code“, zu deutsch „Sakrileg“, vorgegeben hat. Ich habe mir jüngst zu Forschungszwecken eines davon gekauft (würde ich sonst echt nicht machen) namens „The Papal Decree“. Völlig abgedreht, da schießen sich die Killer des Papstes und die der Jesuiten gegenseitig massenhaft über den Haufen. Völlig abgedreht, aber ein internationaler Bestseller und sehr lehrreich.

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Jan 142012
 

Irgend wann einmal kommt der Moment im Leben, wo man allmählich vorsichtig umgeht mit Aussagen der Art: „Ich kann mich noch genau erinnern, wie …“. Eine solche Aussage kann einem jahrelange Anstrengungen versauen, Jugend und Dynamik auszustrahlen, vor allem, wenn jemand in Wikipedia nachsieht, wie ewig lange das her ist.

Aber manchmal muss es eben sein. Also: Ich kann mich noch genau erinnern, welche Schwierigkeiten John F. Kennedy in seinem Wahlkampf hatte, weil er Katholik war. Immer wieder wurde er darauf angesprochen, ob er nicht verpflichtet sei, dem Papst zu gehorchen, so dass dann letztlich der Vatikan die USA regieren würde.

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Jan 112012
 

In meinem vorletzten Post „Das Neue und das Fehlende“ bin ich davon ausgegangen, dass es auf die heutige „Verdunstung“ des Glaubens im ersten Schritt nur eine Antwort geben kann: Das Eingeständnis, dass keiner heutzutage weiß, was dieser Glaube eigentlich bedeutet. (Das ist übrigens auch die Ausgangssituation meines Buches)

Nun habe ich diese These in einer Polemik vertreten, und zwar einer Polemik gegen einen Artikel, der die ständige Erneuerung des Glaubens um der Erneuerung willen propagierte. Wie sieht es aber mit der Gegenposition aus, also mit einer traditionellen Dogmatik, die zur Zeit ja wieder gewaltig an Boden gewinnt? Von dieser Position aus sieht die Lage doch so aus, dass ein solches Eingeständnis des Nichtwissens überflüssig und falsch ist. Die reine Lehre ist ja von den jeweiligen Autoritäten genau festgelegt worden. Ich weiß, was ich zu glauben habe, Gott sei Dank (im Gegensatz zu der hilflos herumfliegenden Spreu des Relativismus).

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Jan 072012
 

Die am Ende des letzten Posts versprochene Fortsetzung werde ich noch etwas verschieben – schwere Kost, sowohl für den Koch (mich) als für den Gast (Sie). Dazwischen etwas Leichtes, wenn auch leicht Deprimierendes.

Preisfrage: Was haben der erste Atlantikflug, die italienischen Nudeln und die Evangelien gemeinsam?

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Jan 032012
 

Die stets bemühte Zeitschrift „Christ in der Gegenwart“ hat das neue Jahr begrüßt mit einem großen Artikel unter der Überschrift „Das Neue“ („Stets bemüht“ ist in meinem Vokabular übrigens ein hohes Lob). Es werden darin zwei Wege gegeneinander gestellt, den christlichen Glauben weiter zu vermitteln angesichts des Massenphänomens seiner „Verdunstung“:

  • Erstens der traditionelle, der funktionieren soll durch „Indoktrination, pures Anbieten, Einfordern und Vermitteln von Wissen und Botschaften„, wie der Artikel meint und der zur Lösung des Problems wenig beiträgt.
  • Zweitens ein neuer Weg, den der Autor propagiert und der auf hirnphysiologische Erkenntnisse über das menschliche Lernen setzt. So unterschiedlich diese Wege auch sind, beide schlagen einen großen Bogen um ein großes schwarzes Loch im Zentrum der gesamten Problematik.

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