Dieser Post ist ein kurzer Einschub in meine sicher mit atemloser Spannung verfolgte Serie „Symbolon“. Ich arbeite das Thema im Moment auf allen Schienen aus, die mir offen stehen („offen stehende Schiene“? geht das? denke ja) und eine davon ist das Thema Arbeitslosigkeit. Anbei meine Kurzpräsentation für eine Veranstaltung, auf der ich das Symbolon in seiner Anwendung in der Arbeitslosigkeits-Seelsorge kurz vorstellen möchte. Das Zielpublikum ist religiös geprägt, deshalb auch die religiöse Sprache.
Arbeitslosigkeit als Ort der Erkenntnis
Das auffallendste Symptom der Arbeitslosigkeit ist das Syndrom des „Nichts zu tun, aber keine Zeit“. Rein theoretisch könnte der Arbeitslose durchaus einige Aspekte seiner Situation genießen, das Lesen, das Spazierengehen usw. (Der Arbeitslose, weil: Männer kommen mit dieser Situation meist noch weniger klar als Frauen) Tatsächlich „fehlt“ aber dafür regelmäßig die Zeit; am Ende des Tages aber schaut er in den Spiegel und fragt sich, was er jetzt eigentlich gemacht hat und muss dann feststellen: Gar nichts.
Dies kommt für manche überraschend. Man hat sich vielleicht in seiner Berufstätigkeit einige Illusionen gemacht über die eigene Unabhängigkeit von äußeren, wirtschaftlichen Faktoren, über die geistige Orientierung, die doch den eigentlichen Kern der eigenen Persönlichkeit ausmachte. Und jetzt wird man mit der Tatsache konfrontiert, dass man genau so hilflos in einer Art von chaotischem Grau herumpaddelt wie alle anderen.
In dieser Lage muss der erste Schritt der sein, sie zu erkennen und als gegeben zu akzeptieren. Am Einfachsten geht das im Dialog mit anderen Betroffenen (Das war für mich immer der eigentliche Kern von *nea). Aber dann sollte der nächste Schritt kommen: Was ist da los? Irgendwie scheint es da eine Konstante zu geben, die alle Menschen betrifft oder zumindest alle Menschen in unserer Gesellschaft und die erst in dieser Situation sichtbar wird. Aber wie sieht die aus?
Eine spirituelle Ebene des Gleichnisses vom verlorenen Sohn ist genau diese (es gibt in den Gleichnissen meist mehrere solche Ebenen). Er lässt sich sein Erbteil auszahlen und trennt sich vom Vater, das heißt, er wendet sich ab vom Leben, wie es sein sollte und verschwendet seine innerste Energie, die eigentlich dem richtigen Leben geschuldet ist, an Tätigkeiten, die einen unmittelbaren, greifbaren Feedback und gesellschaftliche Akzeptanz erzeugen. Er gerät dann in ein Leben als Schweinehirt, in dem er noch nicht einmal das Tierfutter bekommt. Und jetzt kommt seine eigentliche spirituelle Leistung: Er
- reflektiert erstens seine Situation,
- erkennt sie zweitens als Symptom seiner Trennung vom Vater und
- zieht drittens daraus die richtige Konsequenz, indem er sich auf den Heimweg macht.
Den ersten Schritt kann ich identifizieren mit der Erkenntnis meiner geistigen Lage als Arbeitsloser, wie zuvor geschildert. Der zweite Schritt müsste der sein, dass ich sie als Symptom einer Lebenshaltung erkenne, die bereits zuvor falsch war und deren Falschheit jetzt offen zutage tritt. Und der dritte wäre der, einen neuen Weg zu finden, der ins richtige Leben führt.
Gut: Wenn der Glaube behauptet (und das sollte es), hier die gültigen Antworten zu haben, wie sehen sie aus? Also:
- Was sagt mir insbesondere dieses „Nichts zu tun, aber keine Zeit“?
- Wie geht es dann weiter?
Die Antworten des Christentums sind komplex, aber das spiegelt nur die Komplexität des Problems wieder. Es lohnt sich, diese Komplexität auseinander zu nehmen und daraus die richtigen Konsequenzen zu ziehen.
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