Aug 062013
 

Da ich immer noch bis weit über dem Hals im Kampf mit meinem Buch stecke, hier einfach mal ein Zitat. Es stammt aus dem Vorwort zur Ausgabe des „Popol Vuh“ bei Diederichs und wurde von dem Herausgeber Wolfgang Cordan verfasst.

In diesem Text wird sehr schön die Überzeugung dargelegt, dass die Analyse früherer „Religionen“ bereits im ersten Ansatz fehlgeht, wenn sie „Religion“ oder „Glaube“ aus dem Gesamtbewusstsein einer Kultur  herausbricht und untersucht. So bekommt man zwar ein fertiges Gebilde „Religion“ in die Hand, dass man dann mit dem Christentum oder dem Buddhismus vergleichen kann, aber es ist ein totes Stück Gewebe außerhalb des lebendigen Gesamtzusammenhangs seiner Kultur.


Also, es geht los:

Dem frühen Menschen , das heißt dem Menschen im Klima einer Religionswerdung, stellt sich nicht einmal die Frage des Glaubens.

Die Dinge der allbeseelten Welt sind im Grunde vertauschbar, alles kann sich in alles verwandeln, es besteht kein grundsätzlicher Unterschied zwischen Pflanze, Tier und Mensch. Die Götter können sich selbstverständlich in alles verwandeln. Vom Priester-Zauberer nimmt man das Gleiche an. Der gewöhnliche Mensch vollbringt das nur im Traum. Aber da in jener Geisteslage Traumwelt und Tageswelt ihrerseits nicht unterschieden werden, ist der Mann im Traum wirklich Gürteltier,  Bison oder Affe und fühlt sich auch am Tage als solcher.  Lévy-Bruhl hat hierzu sehr viel Material aus allen Erdteilen gesammelt und definierte diese Geistesstufe als prälogisch. So wird sich ein Stamm, der sich nach einem Fisch nennt, gegen jede Erklärung symbolischen Sinnes sträuben, er versteht das gar nicht und antwortet: „Nein, wir sind Fische!“

Feste solcher Stämme stellen mit ihren Geister- und Götteranrufungen und den Tänzen ein Nachspielen der Weltordnung auf besonderer, eben festlicher Ebene dar, und die dabei entstehende Beglückung, der Rausch, ist etwas grundsätzlich anderes als die einsame Ekstase des Mystikers unter dem Mangobaum. Es ist ein kollektiver Rausch um die ungeteilte Welt.

[… Später kommt ein Zitat von C.G. Jung und K. Kerényi :]

„Bei einem echten Mythologen ist der Sinn nicht etwas, was auch unmythologisch ebenso gut und ebenso voll ausgedrückt werden könnte. Mythologie ist keine Ausdrucksweise, an deren Stelle auch eine andere, einfachere und verständlichere hätte gewählt werden können“

[So isses, Eric Djebe]

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  One Response to “Frühe „Religionen“”

  1. Ja, das wär dann auch mein Kritikpunkt an Bultmann…

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